Die Erziehung von Kindern in Deutschland als internationale Eltern bringt viele Umstellungen mit sich - nicht nur in Bezug auf Sprache und Lebensstil, sondern auch in den Erziehungsnormen. Viele internationale Familien merken schnell, dass die Kindererziehung in Deutschland ganz anders aussieht, als sie es aus ihren Heimatländern gewohnt sind: Von Kindern, die schon früh allein zur Schule gehen, bis hin zu Babys, die im Winter im Freien schlafen, kann die deutsche Kindererziehung anfangs überraschend sein.
Auch wenn einige dieser Traditionen ungewöhnlich erscheinen mögen, lernen viele Eltern aus dem Ausland sie schließlich zu schätzen. Hier sind fünf Dinge, die internationale Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder in Deutschland oft überraschen.
1. Spielen im Freien bei jedem Wetter
In vielen Ländern bleiben die Kinder drinnen, wenn es regnet oder kalt ist, aber in Deutschland wird das ganze Jahr über draußen gespielt. Hier ist man der Meinung, dass frische Luft bei jedem Wetter wohltuend ist. Das bekannte deutsche Sprichwort „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ spiegelt diese Einstellung wider.
Schulen und Kindertagesstätten integrieren den Aufenthalt im Freien in den Tagesablauf, auch im Winter. Viele Spielplätze sind für das Spielen bei jedem Wetter ausgelegt, mit Sandkästen und Klettergerüsten, die die Kinder zum Erkunden anregen. Von den Eltern wird erwartet, dass sie ihre Kinder der Jahreszeit entsprechend kleiden und sicherstellen, dass sie wasserdichte Kleidung für Regentage und Thermoschichten für kaltes Wetter dabei haben. Für Eltern, die aus Kulturen kommen, in denen das Spielen im Haus die Norm ist, mag dies zunächst ungewöhnlich erscheinen. Nachdem sie jedoch gesehen haben, wie sehr die Kinder ihre Zeit im Freien genießen - und wie gut sie danach schlafen -, nehmen viele Familien diesen Aspekt der deutschen Erziehung an.
2. Babys schlafen im Freien - auch im Winter
Eine der überraschendsten Praktiken für Eltern aus dem Ausland ist es, Babys auch bei kaltem Wetter im Freien schlafen zu lassen. Es ist üblich, Kinderwagen draußen auf dem Spielplatz zu sehen. Viele Eltern lassen ihre Babys auch zu Hause auf der Terrasse oder dem Balkon schlafen.
Der Grund dafür ist, dass man glaubt, dass frische Luft das Immunsystem von Babys stärkt und die Schlafqualität verbessert. Während einige Eltern aus wärmeren Klimazonen dies zunächst als bedenklich empfinden mögen, ist es in Deutschland und anderen nordeuropäischen Ländern weit verbreitet. Die Babys werden immer der Temperatur entsprechend angezogen, und die Kinderwagen sind mit warmen, schützenden Decken und Einlagen ausgestattet.
Auch wenn diese Tradition etwas gewöhnungsbedürftig ist, stellen viele Eltern fest, dass ihre Babys nach einem Nickerchen im Freien besser und länger schlafen können.
3. Entspannter Umgang mit Süßigkeiten, aber strenge Kontrolle der Bildschirmzeit
Anders als in einigen Ländern, in denen Zucker streng begrenzt ist, gehen viele deutsche Eltern entspannter damit um. Süßigkeiten gehören oft zum täglichen Leben, sei es ein kleines Stück Schokolade, ein Stück Kuchen am Nachmittag oder eine besondere Leckerei aus der Bäckerei. Viele Familien sind der Meinung, dass das Erlauben von Süßigkeiten in Maßen den Kindern hilft, ein ausgewogenes Verhältnis zum Essen zu entwickeln.
Dieser Punkt hat jedoch in unserer Community eine ziemliche Diskussion ausgelöst, da einige im Ausland lebende Eltern sehr strenge Richtlinien von deutschen Eltern zum Thema Zucker erfahren haben! Wie man so schön sagt: Ausnahmen bestätigen die Regel ;)
Andererseits wird die Bildschirmzeit oft eingeschränkt. Viele Eltern schränken die Nutzung von Fernsehen und digitalen Geräten bei kleinen Kindern ein und geben stattdessen Büchern, Spielen im Freien und kreativen Aktivitäten den Vorrang. Auch in den Schulen gelten strenge Regeln für die Nutzung von Telefonen, und viele verbieten die Nutzung von Smartphones während der Unterrichtszeiten.
Für im Ausland lebende Eltern, die an andere Bildschirmzeiten gewöhnt sind, kann dieser Kontrast überraschend sein. Viele Familien schätzen jedoch die Betonung der Interaktion in der realen Welt und des Spiels im Freien gegenüber der digitalen Unterhaltung.
4. Beim Spielen schmutzig werden ist erwünscht
In Deutschland ist es ein wesentlicher Bestandteil der Kindheit, sich schmutzig zu machen. Auf Spielplätzen gibt es oft Wasserspielbereiche, Sandkästen und Matschküchen, in denen die Kinder zum Erforschen und Gestalten angeregt werden. Es ist üblich, in Parks barfuß zu laufen oder auf Bäume zu klettern, und Eltern sind im Allgemeinen entspannt, was schmutzige Kleidung angeht.
Die Philosophie hinter diesem Ansatz ist, dass sensorisches Spielen die Entwicklung und Kreativität fördert. Während Eltern aus anderen Ländern anfangs vielleicht versucht sind, ihren Kindern ständig die Hände abzuwischen oder die Kleidung häufig zu wechseln, merken sie bald, dass in Deutschland ein bisschen Schmutz einfach zum Spaß dazugehört.
5. Selbstständigkeit fängt früh an
Eine der größten Überraschungen für internationale Eltern ist, wie früh Kinder in Deutschland zur Selbstständigkeit ermutigt werden. Im Alter von sechs oder sieben Jahren ist es üblich, dass die Kinder den Weg zur Schule in der Nachbarschaft allein zurücklegen. Viele Schulen fördern dies, weil sie glauben, dass dies Vertrauen und Verantwortung schafft.
Öffentliche Verkehrsmittel sind ebenfalls ein fester Bestandteil der Kindheit. Im Alter von acht oder neun Jahren fahren viele Kinder selbstständig mit Bus und Bahn. In den Schulen wird den Kindern oft beigebracht, wie sie sich in öffentlichen Verkehrsmitteln sicher bewegen können, und die Eltern vertrauen darauf, dass ihre Kinder diese Regeln befolgen.
Für Eltern aus Ländern, in denen Kinder stärker beaufsichtigt werden, mag dieses Maß an Unabhängigkeit schockierend wirken. In Deutschland gibt es jedoch eine ausgeprägte Sicherheitskultur, und die Gesellschaft achtet im Allgemeinen auf kleine Kinder. Viele Familien aus dem Ausland stellen mit der Zeit fest, dass sie es zu schätzen wissen, wie dieses System das Selbstvertrauen und die Widerstandsfähigkeit ihrer Kinder fördert.
Abschließende Überlegungen
Die Anpassung an eine neue Erziehungskultur kann einige Zeit in Anspruch nehmen, und einige dieser Traditionen mögen anfangs ungewohnt erscheinen. Viele internationale Familien stellen jedoch fest, dass sie diese Aspekte der deutschen Kindererziehung zu schätzen wissen.
Ob es nun darum geht, die Unabhängigkeit zu fördern, das Spielen im Freien zu unterstützen oder den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich frei zu entfalten - diese Praktiken tragen oft dazu bei, selbstbewusste und widerstandsfähige Kinder zu erziehen.